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Menschenrechte

2. Rechte von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (PWID)

2.5. Menschenrechte in Aktion – Personenzentriertes Denken und Handeln

"Es ist so einfach unsere Sprache zu ändern ohne unsere Struktur oder unsere Kultur zu verändern." John O'Brien

Was ist personenzentriertes Denken und Handeln?

Personenzentrierte Denken und Handeln umfasst eine Reihe von Ansätzen, die eine Person mit intellektueller Beeinträchtigung bei der Entwicklung eines Plans zur Teilhabe und zur Verbesserung der Lebensqualität unterstützen sollen. Ursprünglich entwickelt als Antwort auf traditionelle Planungsmodelle, die defizit-orientiert ausgerichtet waren und stigmatisierend wirkten. Im Mittelpunkt der personenzentrierten Planung stehen die Menschenrechte, deren Ziel es ist, Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung die Möglichkeit zu geben, aktiv an der Entscheidungsfindung mitzuwirken und die Unterstützung zu bekommen, die sie benötigen, um ein gutes Leben führen und einen wertvollen Beitrag leisten zu können.

Personenzentriertes Denken und Handeln zeigt auf, was für eine Person wichtig ist. Es ist ein Prozess des ständiges Zuhörens und Lernens, der sich auf das konzentriert, was für jemanden jetzt und in der Zukunft wichtig ist, und das Handeln gemeinsam mit der Familie darauf ausrichtet. Damit ändert sich das Betreuungsmodell, in dem bisher ein Individuum Unterstützung von Fachleuten erhält zu einem Modell, in dem das Individuum im Zentrum steht.

Personenzentrierte Planung findet statt in der Gemeinschaft und dem persönlichen Beziehungsnetzwerk der jeweiligen Person, sie ist dort verankert. Sie bietet der Person und ihren Vertrauten eine Plattform an, eigene Visionen auszudrücken und Haltungen zum Ausdruck zu bringen, ohne sich hierbei auf das beschränken zu müssen, was das Servicesystem anbieten kann oder will.

Die Prinzipien der personenzentrierten Praxis

Die Prinzipien der personenzentrierten Praxis behandeln das Zuhören, das Teilen von Macht, Responsive Action und Bürgerbeteiligung.

Über diese Prinzipien haben Thompson et. al. (2008) geschrieben. Die Prinzipien bauen hierarchisch aufeinander und sie stehen in Wechselwirkung zueinander.

So legen sie beispielsweise nahe, dass es nicht möglich ist, die berufliche Macht effektiv zu teilen, ohne zuerst auf das zu hören, was für eine Person wichtig ist. Jedes dieser vier Prinzipien wird im Folgenden beschrieben.

Zuhören

Zuhören in personenzentrierter Praxis beinhaltet sowohl das Hinhören, was für jemanden persönlich wichtig ist, als auch das, was für ihn wichtig werden kann.

Macht teilen

Personenzentrierte Ansätze erfordern ein Austarieren von Macht zwischen Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen und Fachkräften.

Responsive Aktion

Zuhören allein reicht nicht aus, wenn nicht das Gefühl vorhanden ist, das das Gesagte ernst genommen und darauf eingegangen wird. Responsive Action bedeutet, klar zu sein, wofür man in seiner beruflichen Rollen mit Menschen verantwortlich ist und was außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegt oder nicht die eigene Aufgabe ist.

Bei diesem gegenseitigen Austausch gilt die grundlegende Annahme, dass die Person Experte in eigener Sache ist und die fachliche Expertise besteht darin, ein gemeinsames Verständnis mit der beteiligten Person zu entwickeln, um Dinge in Bewegung zu bringen, Probleme zu lösen und Lösungswege gemeinsam zu gestalten.

Personenzentrierte Planungstools (MAPS und PATH)

Personenzentrierte Planungswerkzeuge unterstützen personenzentriertes Denken und Handeln. Sie können in einer Vielzahl von Situationen eingesetzt werden und dabei helfen, gemeinsam mit anderen zu planen, zu organisieren, zu verstehen und sich mit anderen zusammen zu tun. Zwei häufig verwendete Werkzeuge bei der Verfolgung eines Personenzentrierten Plans sind MAPS (Kartenaktionsplanungssystem) und PATH (Planungsalternative mit Hoffnung). Beide Methoden verwenden eine grafische Prozessdarstellung in Besprechungen, zu denen von Seiten der Person mit Beeinträchtigung Personen eingeladen werden. Hierbei ist es wichtig, dass die Person mit Behinderung und ihr Unterstützungskreis unterstützt werden und gut vorbereitet sind.

MAPS wurde Mitte der 80er Jahre von John O'Brien, Marsha Forest, Jack Pearpoint, Judith Snow und David Hasbury entwickelt. Das Tool stellt eine Reihe von Fragen, mit deren Hilfe der Einzelne einen Aktionsplan entwickeln kann. MAP besteht aus Schritten, die es einer Gruppe eingeladener Personen ermöglicht ein positives Bild einer Person zu zeichnen.

MAPS- Grafisches Beispiel



PATH wurde Anfang der 1990er Jahre von John O'Brien, Marsha Forest und Jack Pearpoint entwickelt. Wie MAPS ist es ein grafisches Planungsmodell, welches Menschen hilft, Wege zu finden und Stärke aufzubauen.

PATH - Grafisches Beispiel

Aktivitätsideen

Schauen Sie sich das folgende Video an und überlegen Sie, welche Unterstützung Sie für Ihr Kind wünschen