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Menschenrechte

2. Rechte von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (PWID)

2.6. Von Dienstleistungsempfängern zu Mitbürgern

Das Bürgerschaftsmodell kann ein hilfreicher, zeitgemäßer und integrativer Rahmen sein, um die Rechte von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung zu fördern und Ideengeber für Aktionen sein.

Laut Simon Duffy, einem sozialen Innovator und Pionier der Deinstitutionalisierung im Vereinigten Königreich, beinhaltet ein Bürgerschaftsmodell folgende miteinander verknüpfte Dimensionen:

Freiheiten – unabhängig sein, fähig sein, eigene Ansichten auszudrücken und eigenes Leben aufzubauen.

• Rechte - mit Rechten auf Unterstützung und Schutz, frei von Bedrohung und Diskriminierung.

• Aufgaben - verantwortlich, zu Familien-, Gemeinschaftsleben und gesellschaftlichem Leben beitragend.

Ein Bürgerschaftsmodell sei ohne jede dieser Dimensionen unmöglich. Und jede unterstütze die andere.


Ausgehend von der Prämisse eines gemeinsam getragenen Bürgerschaftsmodells, könne dann versucht werden die Art einer Gesellschaft aufzubauen, die fähig ist, die fähig ist drei miteinander verknüpfte Ergebnisse hervorzubringen:

1.     Gleichheit - Alle Bürger seien gleich. Nicht, weil es keine Unterschiede gäbe, sondern gleichberechtigt innerhalb der Gemeinschaft.

2.     Unterschiedlichkeit - Bürger unterscheiden sich durch unterschiedliche Bedürfnisse und Begabungen und es sei das respektvolle Mit- und Nebeneinader, worauf eine lebendige Gemeinschaft aufbaue.

3.      Gerechtigkeit – Ein Bürgerschaftsmodell würde durch die gemeinschaftliche Verpflichtung, gleichberechtigt miteinander umzugehen und ihre Gesetze und Institutionen auf diese Gleichheit zu gründen, gelebt werden.


Simon Duffy argumentiert, Bürger zu sein bedeute  ein erfülltes Leben führen zu können, indem man zum Leben in der Gemeinschaft beitrage und mit anderen verbunden sei. Das „Center for Welfare Reform“, ein bürgergetragene Denkfabrik, identifizierte 7 zentrale Punkte im Hinblick auf ein Bürgerschaftsmodell:

1.      Zweck - Bürger können zielgerichtet und sinnvoll, aufbauend auf ihren eigenen Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen leben.

2.      Freiheit - Bürger können frei sein, ihre eigenen Entscheidungen treffen und das Leben führen, das ihnen sinnvoll erscheint.

3.      Geld - Bürger sind insoweit finanziell abegesichert und nicht unangemessen von anderen abhängig und können somit ihre eigenen Ziele verfolgen.

4.      Zuhause - Bürger sind Teil der Gemeinschaft, sie haben ein sicheres  Zuhause, in dem sie bestimmen und welches sie nutzen können, um ihr Leben zu gestalten.

5.      Hilfe - Bürger brauchen andere Menschen, sie leben nicht isoliert, stattdessen geben sie anderen Menschen die Möglichkeit, helfen zu können und sich auszutauschen.

6.      Leben - Bürger sind Teil des Gemeinschaftslebens. Sie bewirken etwas in ihrer Gemeinschaft und leisten einen Beitrag, der ihren eigenen Fähigkeiten entspricht.

7.      Liebe - Bürger sind Teil von Familien, bilden Freundschaften, verlieben sich und haben ihre eigenen Familien.

 

 

Das Bürgerschaftsmodell zeigt Möglichkeiten auf, wie Menschen mit oder ohne Behinderung in respektvollen und nachhaltigen Beziehungen in der Gesellschaft zusammenkommen können.

Weitere Informationen und Informationen zum Konzept der Bürgerschaft finden Sie auf der Website des Citizen Network, einer internationalen Kooperative, die Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringt, um sich gegenseitig zu unterstützen, um eine Welt zu schaffen, in der alle gleich wichtig sind.


AKTIVITÄT

• Haben Sie sich jemals in der Dienstleistungsgesellschaft gefangen gefühlt?

 


 

"Das Leben ist ein gewagtes Abenteuer oder gar nichts". Denken Sie, dass dieses Zitat für Ihr Kind mit Behinderung gelten kann?

 

Zusammenfassung

In diesem Abschnitt haben Sie die Rechte von Menschen mit Behinderungen kennengelernt, die Gefahr der Ausgrenzung, wenn die Rechte einer Person gefährdet sind, die Bedeutung der Teilnahme von PWID an der Entscheidungsfindung und der Lebensplanung.

Im nächsten Abschnitt werden wir uns auf eines der Menschenrechte konzentrieren. Ein Recht als wichtiger im Vergleich zu anderen herauszupicken, ist willkürlich und oft gefährlich. Es ist aber dann üblich, wenn die Beschäftigung mit diesem aufgrund der Aktualität und Bedeutung des Rechts angezeigt scheint. In diesem Modul, das sich auf das Erwachsenenalter von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung konzentriert, haben wir uns auf das Recht auf Beschäftigung konzentriert, da Arbeit eine wichtige Rolle bei der Selbstverwirklichung, der Persönlichkeitsentwicklung und der sozialen Inklusion spielt.

Unser Fokus wird auf zwei Ebenen liegen: Erstens auf die Bedeutung einer Beschäftigung alle Menschen und dann besonders im Hinblick auf Menschen mit Beeinträchtigungen.

AKTIVITÄT

Internationale Forschungsergebnisse weisen aus, dass der Beschäftigungsgrad von Menschen mit schwerer Beeinträchtigung bei unter 10% liegt. Was sind die Gründe dafür? Welche Rechte von PWID wurden verletzt, die zur Arbeitslosigkeit führten?