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Altern

3. Freundschaft und Sozialisation

3.2. Verschiedene Arten von Freundschaft

Am wichtigsten ist nicht, wie viele Freunde ich habe

und wer sie sind.

Am wichtigsten ist, dass sie gut zu mir sind (1:10). 

 

Torill und ich haben viel über die Qualität einer guten Freundschaft und die Wichtigkeit unterschiedliche Freunde zu haben gesprochen. Torill sagt, dass gute Freunde ihr helfen, sich frei zu fühlen, um ihr Leben leben zu können. Gemeinsam haben wir herausgefunden, dass gute Freunde in der Regel Personen sind, die wir seit mehreren Jahren kennen. Das sind Leute,

  • die uns toleriert und Mut gemacht haben
  • mit denen wir uns entspannt gefühlt haben
  • die uns so verstehen, wie wir verstanden werden wollen
  • mit denen wir uns wohl fühlen und unsere inneren Gedanken teilen
  • die ihr Leben mit uns teilen
  • mit denen wir unvergessliche Erfahrungen gemacht haben

    Beide von uns empfinden eher Freundschaft mit jemandem aus der Familie, als mit jemand anderen. Wir glauben, dass es mehr Menschen gibt, die diese Erfahrung mit uns teilen. Vielleicht fühlen wir es so, weil wir dieses Familienmitglied eher akzeptieren und wertschätzen. Wir sehen manches ähnlich in unserer Freundschaft, aber es gibt auch Unterschiede zwischen uns. Auch wenn Torill ein unabhängiges Leben führt, gibt es Menschen, die viel in ihrem Leben entscheiden. Das ist meistens okay für sie. Sie weiß, dass es viele Dinge gibt, für die sie Hilfe benötigt. Die Unterstützung, die sie braucht,  beeinflusst unsere Freundschaft. Wir entscheiden immer Dinge zusammen, selbst ich muss mehr Verantwon, wenn wir zusammen sind. Da sie jetzt im Alter mehr Hilfe benötigt, gibt es viele Aktivitäten, die sie nicht selbstständig ausführen kann, aber zusammen machen wir alles, was wir wollen!

    Torill forann simulatorPhoto: Britt-Evy Westergård

    Es gibt einen Unterschied zwischen Bekannten und Freunden. Ein Bekannter ist jemand, mit dem wir aufgewachsen sein könnten, oder jemand, den wir von Interessengruppen kennen, an denen wir teilgenommen haben. Torill und ich haben denselben Sport- und Jugendclub besucht. Wir kennen Menschen aus derselben Nachbarschaft, was bedeutet, dass wir einen gemeinsamen Bezugsrahmen haben, wenn wir über uns bekannte Menschen sprechen. In der Regel ist Torill diejenige, die mir Neuigkeiten über unsere gemeinsamen Bekannten erzählt. Damit hat sie eine wichtige soziale Rolle in unserer Freundschaft. Begegnungen mit Bekannten können zu einer Quelle werden, um anderen etwas zu erzählen: „Heute habe ich mich getroffen ... es war schön ... weißt du, was er gesagt hat ...“ - Menschen, die Neuigkeiten erzählen, fühlen sich wichtig.

    In der Gesellschaft übliche Peer-Support-Modelle passen auch für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Peer-Support-Maßnahmen sind soziale, emotionale oder praktische Hilfen, die sich Menschen mit Beeinträchtigung gegenseitig geben können. Solche Modelle können das Verständnis erleichtern und Unterstützung bieten, wenn z.B. die Auswirkungen von Demenz im Zusammenhang mit der Erfahrung von Erwachsenen mit intellektueller Beeinträchtigung erörtert werden. Peer-Support-Maßnahmen können auch auf die Unterstützung von Erwachsenen mit Beeinträchtigungen zielen, die sich um ältere Eltern, Ehepartner und Freunde kümmern.

    Torill sagt: "Einige meiner Freunde sind behindert, andere nicht. Ich habe Freunde in meiner Familie, unter Nachbarn und Angestellten, die mir im Alltag helfen. Ich habe Freunde von früheren Arbeitsplätzen und von Schulen, die ich besucht habe. Ich habe Fußballfreunde. "(1:11).

    Die meisten von Torill's Freunden kennen sie seit ihrer Teenagerzeit. Ihre Eltern gaben ihr Selbstvertrauen und erlaubten ihr, die Gemeinde zu erkunden. Sie ermutigten sie, mit Menschen, die sie sympatisch fand, in Kontakt zu bleiben, . Schließlich waren die Eltern mit einigen Mitarbeitern von Torill so vertraut, dass sie zusammen ihren Urlaub verbrachten. Diese Zeit in Torills Leben war sehr wichtig und sie erzählt mit großer Freude darüber. Karen Pedersen und Torill treffen sich immer noch regelmäßig.

    Torill sagt: "Ich habe Karin Pedersen 1981 kennengelernt, glaube ich. Sie ist die Mitarbeiterin aus meinem ersten Zuhause, an die ich mich am besten erinnere ... Sie ist ein lebhaftes Mädchen. Ich hatte die ganze Zeit guten Kontakt zu ihr. Sie war die erste, die mich zu einem Urlaub auf Sørlandet einlud. Heute habe ich noch Kontakt zu Karin Pedersen, wenn wir uns mit Karin Wessel im Café treffen. Karin Wessel war Wäscherin in meiner ehemaligen Schule und war eine der ersten Mitarbeiterinnen in meiner Wohnung. Seit dieser Zeit ist sie zu jedem meiner Geburtstage gekommen."(1:45).

    Photo: Jørn Grønlund


    Torill sagt: "Der beste und langjährigste Freund in meinem Leben, ist Jan Helge. Ich kenne ihn seit über 40 Jahren. Er war ein ganz normaler Junge, etwa so wie ich, mit Down-Syndrom ... (1:36.) Jan Helge war etwas Besonderes. Er machte sich darüber Sorgen, dass wir fair behandelt werden sollten. Wenn dies nicht der Fall war, sprach er das gegenüber den Mitarbeitern an. Wir fühlten uns gegenüber dem anderen sicher und waren sehr eng miteinander über viele Jahre."(1:37). Jan Helge ist mit 53 Jahren am 14. August 2011 verstorben.


    Photo: private


    Photo: Lars A. Hynne

     

    Torill sagt weiterhin: "Als ich aufwuchs, hatte ich gute Freunde in meiner Nachbarschaft. Die besten Freunde, die ich hatte, waren Erwachsene. Viele waren verheiratet (1:19). Die Nachbarn haben mir viel beigebracht. Bei Gundersens habe ich gelernt Billard zu spielen, deshalb konnte ich mit den Jugendlichen in der örtlichen Diskothek spielen. Die Jugendlichen dachten, ich könnte gut Billard spielen, und sie haben sich gefreut, wenn ich  gewann. Wenn ich dann gewann, war ich zufrieden für den Rest des Abends. Wenn ich nicht gewann, war ich ein bisschen deprimiert und nicht gut zu sprechen (1:20). Robert und «Gundersen» (Geir Arne) sind diejenigen, mit denen ich andere Freunde beim Sport treffe. Sie sind zwei ehemalige Fußballer aus Skrim. Sie bringen mich zu Fußball- und Handballspielen. Ohne sie wäre es schwierig gewesen, so viele Spiele zu sehen. Sie sind großartig"(1:92).

    Photo: Jørn Grønlund

    Torill sagt: "Mein bester Freund und der einzige Junge, den ich jetzt in meinem Leben habe, ist Tommy. Tommy ist ein cooler Mann, sanft, nett und authentisch. Er hat auch das Down-Syndrom. Ich mag das so sehr. Jan Helge und Tommy sind die die besten Freunde, die ich bisher im Leben hatte. Jan Helge war eher wie ein Krieger, das ist bei Tommy nicht der Fall. Jan Helge hat gerne gekämpft, aber bei Tommy ist das nicht der Fall. Tommy ist zu gut und er wird leicht ängstlich, also muss ich auf ihn aufpassen, ich tröste ihn ...(1:76-79)."


     Photo: Jørn Grønlund


    Wenn Torill heute ihren besten Freund beschreibt, fragen die Leute, ob Tommy ihr Freund sei. Ihre Antwort darauf lautet "Wir sind Freunde und nicht mehr". Torill und ich haben über Unterschiede zwischen Freundschaft und "einen Freund haben" gesprochen. Wir sind der Meinung, dass nur diejenigen, die eine Beziehung haben, diese Frage gut beantworten können. Einige mögen sagen, dass die Grenze beim SEx anfängt, aber das ist nicht unbedingt das, was Torill und Tommy denken. Manchmal kümmern sich andere Leute zu viel um einen und unterstellen der Beziehung Sachen, die nicht richtig sind. Für Torill und andere Menschen in ihrer Situation ist dies manchmal verheerend. Es ist wichtig, die Art und Weise, wie sie ihre Freundschaft leben, zu respektieren.

    AKTIVITÄTEN:

    • Sprechen Sie mit Ihrem Kind / Geschwisterteil / Klienten darüber, was Freundschaft ist, Sie können einige Beispiele von dieser Seite verwenden.
    • Sprechen Sie darüber, wo die Grenzen zwischen befreundet sein und einen Freund haben verlaufen.
    • Finden Sie heraus, ob einige der Freunde, die Ihr Kind / Geschwister / Klient hat, Vereinbarungen über regelmäßig stattfindende Aktivitäten treffen können, die sie regelmäßig ausführen können?