Altern
2. Der Alterungsprozess
2.3. Überlegungen von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung über das Altern
Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung erleben oft, dass andere Menschen über ihr Leben und ihre Lebenserwartungen bestimmen. Das soziale Verständnis hebt die Fähigkeit von Menschen hervor, offen über ihr Leben zu diskutieren. Das wiederum ist bedeutsam im Hinblick auf das gesellschaftliche Umgehen, das Wissen und Verständnis für die Situation von Menschen mit Behinderung: „… wer wir sind“ (wie wir sind) und wie wir fühlen und über uns nachdenken “(5:46).Ältere Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung haben ein langes Leben geführt und Sie erhalten die Gelegenheit, überraschende Sichtweisen und Gedanken über deren Leben hören, selbst wenn Sie ihnen als Familienmitglied bereits früher zugehört haben.Nachfolgend ein paar Gedanken zweier Personen mit intellektueller Beeinträchtigung zum Altern. Menschen aus anderen Ländern mögen andere Gedanken über das Altern haben, weil sie von anderen kulturellen Einflüssen umgeben.
Photo: Britt-Evy Westergård
Lars Aage: "Was ich in erster Linie in Bezug auf das Älterwerden denke, ist, dass wir uns niemals durch die Falten, die sich in unserem Gesicht zunehmend zeigen, das Leben vermiesen lassen dürfen. In erster Linie deshalb nicht, weil diese ein Teil des Charmes und des Prozesses des Älterwerdens sind.
Die andere Sache, über die ich nachdenke, ist, dass ich anders im Vergleich zu früher umdenken muss: Es kann zum Beispiel sein, dass ich bei alltäglichen Aufgaben mehr Hilfe benötige. Die meisten Menschen - wie ich - erhalten Unterstützung von Dritten, das gewinnt an Bedeutung, sowohl um eigene Medikamente einzunehmen als auch beim Ausgehen.
Die Alterung beginnt früher, wenn man eine intellektuelle Beeinträchtigung hat, deshalb brauchen wir früher als andere Hilfe. Wenn es zu einer Zeit in meinem Leben kommen sollte, dass ich keine der täglichen Aufgaben mehr machen kann oder nicht wissen sollte, wo ich bin und wie mein Name lautet, dann ist es sehr notwendig, mich in ein Pflegeheim zu verlegen. Ich habe mich bewusst für eine Gruppenunterkunft entschieden. Dies sollte eine Möglichkeit für diejenigen sein, die ein solches Angebot wünschen. Es ist wichtig, alle Möglichkeiten zu haben - dann haben wir eine Wahl. Das denke ich jetzt, Es kann sein, dass ich später anders denke, das ist mein Recht.Es ist wichtig, dass sich um Menschen gekümmert wird und dass man an einem sicheren Ort lebt. Es ist wichtig, dass man sich als Mensch akzeptiert fühlt, als einer Person, die, im Vergleich zu anderen, mal mehr oder weniger Hilfe braucht.Es ist wichtig weitergebildet zu werden, Kurse und leicht lesbare Informationen zu erhalten, Material über die öffentlichen Dienstleistungen und Angebote in Form von Internetseiten, Broschüren, Infoblättern und Büchern. Wir sind alle verschieden, daher ist es wichtig, dass Bücher unterschiedliche Bedürfnissen gerecht werden. Für manche Menschen sind Hörbücher wichtig.
Um Teil der Gesellschaft zu sein ist Zugänglichkeit sehr wichtig. Dies gilt sowohl für die physische Zugänglichkeit (z. B. durch Aufzug, Rampe für Rollstuhlfahrer), als auch für eine leicht lesbare Kennzeichnung öffentlicher Gebäude und Räume durch Symbole und Markierungen (z. B. Farbmarkierungen) und für eigens auf Menschen mit Behinderung ausgerichtete Wohnformen.
Es ist wichtig, dass die Menschen uns als Erwachsene ansprechen, egal, ob wir intellektuell beeinträchtigt sind oder nicht. Sprich die Person immer direkt an, schau ihr in die Augen und auf gleicher Augenhöhe, physikalisch gemeint. Nimm Rücksicht auf Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder auf Menschen, die abstrakte Begrifflichkeiten oder Fremdwörter nicht verstehen.
Jetzt, wo ich erwachsen bin und älter werde, ist die für mich wichtigste Veränderung, Zeit für mich selbst zu haben. Ich will entscheiden, was ich damit mache. Ich will Zeit haben, um anderen zu helfen. Ich will gemeinsam mit anderen meine Freizeit verbringen und mehr Zeit mit Familie und Freunden haben.
Lars Aage sagt etwas über Pflegeheime. Für manche Eltern ist dies ein wichtiges Thema. Erfahrungen aus Norwegen zeigen, dass Pflegeheime in Ordnung sind, wenn es Dienstleister gibt, die es gewohnt sind, für Personen mit intellektueller Beeinträchtigung zu arbeiten. Wichtig sei auch, dass die Bewohner in die Gruppe, mit der sie zusammenleben, integriert sind. Es gibt jedoch auch Erfahrungen damit, dass Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung diskriminiert wurden und in Pflegeheimen keine ausreichende Hilfe erhielten.
Die meisten älteren Menschen, mit denen ich gesprochen habe, möchten bis zu ihrem Tod in ihren gewohnten Umfeld bleiben. Die meisten von ihnen leben gemeinschaftlich in Wohnungen mit einem 24-Stunden-Service. Sie haben Dienstleister, die sie kennen, aber ab einer bestimmten Lebensphase benötigen sie auch mehr pflegerisches Personal, darauf müssen sich sich die Gemeinde vorbereiten. Die gleiche Situation gilt für Familien, die sich um ihr Kind, Bruder oder Schwester kümmern. Sie benötigen oft mehr Hilfe, wenn die Person älter wird.
Photo: Jørn Grønlund
Torill: "Ich merke, dass ich älter geworden bin und an alles, was ich durchgemacht habe. Jetzt bin ich älter, es fällt leichter das zu vergessen, was früher passierte. Es gibt die Erinnerung, die ich jetzt habe. Ich weiß eigentlich , dass ich mich gut erinnern kann, aber jetzt ist es nicht immer so einfach. Manchmal muss ich unterbrechen mir fallen die Worte nicht mehr ein, die ich sagen möchte. Ich bin bald 60 Jahre alt, aber da bleiben noch ein paar gute Jahre übrig. Ich weiß nicht wie lange ich leben werde. Der Tod wird für mich etwas Neues sein "(6:34).