Altern
5. Lebensende
5.6. Entscheidungen am Lebensende (6a-e)
Intellektuell beeinträchtigte Menschen haben das Recht, dass es ihnen ermöglicht wird, Entscheidungen über Pflege und Behandlung zu treffen. Es sollten keine Vorannahmen hinsichtlich ihrer Entscheidungsfähigkeit aufgrund ihrer Etikettierung als "intellektuell Beeinträchtigte" getätigt werden. Es ist wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass deren Leistungsfähigkeit von Situation zu Situation bewertet werden muss. Es besteht durchaus die Möglichkeit einer eigenständigen Entscheidung im Hinblick auf Pflege und Behandlung in einem Fall, während dies bei einer anderen Fragesstellung vielleicht nicht gegeben ist. (1: 50-52).
Eine Voraussetzung, um eigene Entscheidungen treffen zu können, ist natürlich bestmöglich über die eigene Situation informiert zu sein. In diesem Video stellt Dr. Irene Tuffrey-Wijne ihre neuen Leitlinien vor, diese veranschaulichen, wie intellektuell beeinträchtigten Menschen schlechte Nachrichten vermittelt werden können (5).
Weitere Informationen finden Sie unter www.breakingbadnews.org
Beispiel (1:52):
Entscheidungshilfen bei lebensrettenden Maßnahmen
Eine englische Bezugskrankenschwester für intellektuell beeinträchtigte Menschen erklärte:
„Es blieb nicht viel Zeit zu entscheiden, ob bei Jennifer eine Darmoperation vorgenommen werden sollte, die einen künstlichen Darmausgang (Kolostomie) zum Ergebnis haben würde. Klar war, ohne die Operation würde sie sterben, aber ihre Familie und das Ärzteteam waren sich nicht sicher, ob sie mit der Operation und ihren Folgen würde umgehen können. Sie glaubten nicht daran, dass sie in die Entscheidung einbezogen werden könne und planten ein sogenanntes "best-interest-meeting", also ein Treffen, auf dem von allen Beteiligten im Interesse von Jennifer entschieden werden sollte. Aber ich wollte es versuchen, weil ich dachte, mit der richtigen Unterstützung könnten wir Jennifer dazu bringen, die Sache zu verstehen und eine Entscheidung zu treffen.
Meine Erfahrung ist, dass intellektuell Beeinträchtigte uns oft mit ihren Fähigkeiten überraschen können. Es hat eine intensive Woche gedauert, alles auf verschiedene Arten zu erklären. Wir haben geredet, Bilder gezeichnet und Modelle gemacht. Ich brachte sie ins Krankenhaus, wo sie eine Patientin treffen konnte, die bereit war, Jennifer ihren künstlichen Darmausgang zu zeigen und mit ihr zu sprechen. Die Krankenschwestern auf der Station halfen auch dabei mit. Am Ende entschied Jennifer, dass sie die Operation haben möchte. Und bisher kommt sie mit ihrem künstlichen Darmausgang gut zurecht. Ich denke, es war sehr hilfreich, darüber nachzudenken, welche Informationen Jennifer würde verstehen können, um entscheiden zu können und wie wir ihr helfen könnten, so schnell wir möglich zu verstehen und wie wir sie unterstützen könnten, mit dem Wissen umzugehen."
Dieser Beitrag ist ein Beispiel aus dem Leitfaden “How to break bad news to people with intellectual disabilities”, Tuffrey - Wijne 2013