Erwachsenwerden

4. Loslassen - Was bedeutet die Ablösung für die Eltern?

Dieses Kapitel hilft Ihnen

  • sich mit bevorstehenden Veränderungen im Familiensystem zu beschäftigen
  • das Wissen zu erlangen, um ihre Rolle als Eltern (aktiv) verändern zu können
  • bei den Überlegungen, welche Unterstützungen und Verantwortung abgegeben werden können
  • sich Gedanken zu den Vor-  und Nachteile der "Eltern in der Position als rechtliche Betreuer" zu machen
  • die Bedeutung des Austauschs mit anderen Eltern sehen und sich beratschlagen zu können

 

Es ist wichtig  zu wissen, dass Ablösung nicht Auflösung der Bindung zu den eigenen Kindern ist. Das  Kind wird immer eine Beziehung zu den Eltern haben. Je stabiler die Beziehung in der Familie ist, umso fester bleibt sie auch, wenn das Kind flügge wird [1]. Die Beziehung wird nicht gekappt, sie wird auf neue Füße gestellt, sie wird umgebaut.

 "Ablösung umfasst alle Entwicklungen im Eltern-Kind-Verhältnis". [2]

Viele Eltern setzen den Auszug aus der elterlichen Wohnung mit der Ablösung gleich. Die erste Trennung bzw. Ablösung im Leben des Kindes erfolgt jedoch lange vor einem Auszug: „Bereits die Geburt und danach das Abstillen, Laufen lernen, die Entwicklung eines eigenen Willens (Trotzalter) etc. stellen Schritte in die zunehmende Unabhängigkeit von den Eltern da“. [3]  Die logische Folge auf dem Weg zur Selbstständigkeit ist die eigene Wohnung oder der Platz in einer Wohngruppe. Dies sollte Sie als Eltern stolz auf ihre Leistung machen. Sie haben es geschafft ihr Kind in die Welt zu entlassen. In diesen Stolz kann sich Wehmut und Angst mischen: Wehmut, weil ein Stück Leben beendet ist, diese intensive Elternzeit kommt nicht zurück, Angst vor der Veränderung im eigenen Leben und um das jetzt erwachsene Kind.

"Wir erleben im Laufe unseres Lebens eine Vielzahl von Übergängen, aber vielleicht ist der Übergang zum Erwachsenwerden der mit den weitreichendsten Konsequenzen."[4]

Die Ablösephase in der Jugend ist dabei nicht nur eine Entwicklungsphase für den erwachsenwerdenden jungen Menschen, sondern komplementär auch für die Eltern. „Für beide Seiten bedeutet die Loslösung eine Phase der Des- und Neuorientierung und bildet sowohl für das Kind, als auch für die Eltern eine Identitätskrise.

„Ungelöste Ablöseprozesse der Jugendlichen behindern die Neuorientierung der Eltern ebenso, wie die ungelöste Neuorientierung der Eltern die Ablösung der Kinder behindert“.[5]