Sexuelle Gesundheit

3. Zusammenarbeit

3.1. PLISSIT – Modell


PLISSIT model

 

Sexuelle Umgebung in ihrer Nachbarschaft

Wir, als Eltern, müssen uns bemühen einen freundlichen und ungezwungenen Umgang mit Sexualität in unseren Heimen für unsere Kinder zu schaffen. Zusammen mit verschiedenen Partnern / Verbundeten müssen wir die sexuelle Reifung des Kindes / Jugendlichen diskutieren um eine gute Entwicklung zu gewährleisten.  Wir müssen uns selbst trainieren um über Sexualität wie ein Thema unter vielen zu sprechen. Den meisten Eltern werden die sexuellen Herausforderungen ihrer Kinder / Jugendlichen in den unterschiedlichen Lebensabschnitten begegnen. Einige Eltern stellen fest, dass Kinder und Jugendliche großen sexuellen Herausforderungen ausgesetzt sind, und dies kann Ärger in der Familie und im Umgang mit Fachleuten verursachen.

Eltern und Mitarbeiter, die mit Menschen mit intellektuellen Einschränkungen (ID) arbeiten, müssen akzeptieren, dass diese Kinder eine Vielzahl von Gefühlen, ebenso wie sexuelle Bedürfnisse haben (8). Die meisten können ihre Sexualität selbst (allein) entwickeln, wärend andere sie im Beisein von andern oder mit anderen erleben. Wir müssen azpetieren, dass die meisten Menschen gesunde sexuelle Bedürfnisse haben!

Die Welt ist digitaler geworden und viele Menschen mit ID "surfen" im Internet wie andere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Sie sind ebenso wie andere den unerwünschten sexuellen Kommentaren und Angeboten, die im digitalen Umfeld gemacht werden, ausgesetzt. Viele gehen naiv damit um und können leicht dazu gebracht werden Bilder/Nacktfotos zu Fremden zu schicken. Wir, als Eltern, müssen offen über diese Dinge sprechen und ihnen beibringen, wie sie sich selbst schützen können.


 Das PLISSIT-Modell (1) gibt einen Überblick darüber, welche Art von Unterstützung Eltern (die beiden ersten Stufen) oder Fachleute (die oberen Stufen) Menschen mit geistiger Behinderung geben können, wenn sie Hilfe bei sexuellen Entscheidungen, Informationen oder eine Behandlung benötigen.  Das Modell zeigt auch die Grenzen auf, an wann eine besondere Kompetenz zur Behandlung erforderlich ist, z.B. bei schweren sexuellen Problemen. Sehen Sie sich das Video an und erfahren Sie mehr über das PLISSIT-Modell.


Film: Das PLISSIT-Modell (1):

Das Modell bildet eine Pyramide mit unterschiedlichen Unterstützungsgraden ab. Der Sockel der Pyramide kennzeichnet den niedrigsten Unterstützungsbedarf. In diesen beiden untersten Ebenen benötigen die Therapeuten (oder die Eltern) das geringste Maß an Fachwissen, um die Person bei der Lösung ihrer sexuellen Probleme unterstützen zu können.

 

Die verschiedenen Stufen im Modell sind von unten nach oben wie folgt zu lesen (1):

P (Permission) bedeutet zu erlauben. Bei dieser Stufe geht man davon aus, dass die Person mit Unterstützungsbedarf dem Gesprächspartner erlaubt, ein sensibles und intimes sexuelles Thema anzuschneiden und zu diskutieren. So lässt sich gegebenenfalls herausfinden, welche Art der Intervention bei der Person erforderlich ist. Zudem bekommt sie vermittelt, dass Sexualität ein normaler Teil des menschlichen Lebens ist, in jeder Lebenssituation. Die P-Stufe umfasst jedes Thema, das mit Sexualität zu tun hat; Anatomie, Physiologie, Gesundheit, Familie, Identität, Verhütungsmittel, Hygiene, Freunde, Freund/Freundin, Emotionen, Masturbation, sexuelle Neigungen, Geschlechtsverkehr, Menopause, Lust.... usw. Auf dieser Stufe vermögen es die meisten Menschen mit geistiger Behinderung ein Gespräch über Sexualität zu führen. Es ist wichtig, dass ein Mensch mit geistiger Behinderung freiwillig alle Bereiche der sexuellen Gesundheit besprechen möchte, z.B. das Thema Homosexualität.

LI (Limited Information) bedeutet, dass der Informationsgehalt angemessen ist und durch allgemeine Antworten auf Fragen zu Krankheit, Diagnose und Symptomen abgedeckt ist. Die Person sollte so weit wie möglich Antworten auf ihre Sorgen und Herausforderungen erhalten. Ein solcher Ansatz ist nur für einen Teil der Bevölkerung relevant, z.B. für Kinder, die alt genug sind, um in der Schule am sexuellen Aufklärungsunterricht teilnehmen zu können. In den meisten Ländern wird Aufklärung für Kinder in der Grund- und Sekundarschule durch Lehrer und Gesundheitspfleger wahrgenommen; die meisten Menschen mit geistiger Behinderung benötigen jedoch mehrere Wiederholungen und eine vereinfachte Wissensvermittlung. Eltern sowie Pflegepersonal in der Behindertenarbeit und Sozialarbeiter, die hauptsächlich mit geistig behinderten Menschen arbeiten, sind insbesondere verantwortlich für die Weitergabe einschlägiger Informationen oder dienen als Sachverständige.

SS (Specific Suggestions) steht für spezifische Beratung und bedeutet, dass der Therapeut die Informationen und Behandlungsmethoden an die jeweilige Person anpassen muss. Dazu gehört auch die Möglichkeit, eine Behandlung in Form von Kognitionstherapie, medizinischen Behandlungen, Hilfsmitteln usw. anzubieten. Ein Therapeut oder eine Person mit der entsprechenden Kompetenz in Sexualitätsfragen bietet Beratungen auf dieser Ebene an.

IT (Intensive Therapy) bedeutet die Behandlung schwerer sexueller Probleme, wie z.B. Missbrauch, Störungen der Geschlechteridentität, schwere Beziehungsschäden, Pädophile usw. Um sexuelle Probleme mit einer Intensivtherapie (IT) zu behandeln, muss man über ein sexualwissenschaftliches Fachwissen verfügen:  Psychiater, Psychologe oder Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Sexualität.

Maßnahmen innerhalb der SS- und IP-Stufen im PLISSIT-Modell stellen Behandlungen dar, die die Kompetenz eines Spezialisten erfordern und im Gesundheitswesen verankert werden sollten. Mögliche Ansätze sind beispielsweise kognitive Methoden, wie sie von Lemmon und Mizes (2) beschrieben werden, die bei der Behandlung von Missbrauchsopfern die Expositionstherapie anwenden. Diese in der klinischen Praxis bekannte Methode gilt als wirksam.

 

AUFGABEN:

- Denken Sie an Ihr Kind/Ihr Geschwisterkind, Ihren Klienten oder eine andere Person mit geistiger Behinderung, die Sie gut kennen: Auf welcher Stufe des PLISSIT-Modells braucht die entsprechende Person Unterstützung?

- Sprechen Sie mit Ihrem Kind/Geschwisterkind/Klienten darüber, wie Sie ihm am besten helfen können, sich akzeptiert zu fühlen, wenn es darum geht, sensible und intime sexuelle Themen anzuschneiden und zu diskutieren.

- Sprechen Sie mit Ihrem Kind/Geschwisterkind/Klienten über die Möglichkeiten, die es in Ihrem Land gibt, Hilfe/Behandlungen bei sexuellen Problemen zu erhalten: Wie sie Unterstützung nachfragen können und wie die Unterstützung / Behandlung aussehen soll.


Siehe Modul Communication.