Altern
4. Gesundheit
4.3. Gesundheitschecks: Vorsorgemaßnahmen im Älterwerden
Menschen mit Intelligenzminderung laufen Gefahr, dass ihre Krankheiten spät erkannt werden, weil es oft keine Vorsorgeuntersuchungen oder „diagnostischen Überschattungen“ gibt. Gesundheitsprobleme, die möglicherweise schon seit der Kindheit auftreten, werden leicht übersehen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit des Eintritts von Lernstörungen, Kommunikationsstörungen und Störungen der persönlichen Entwicklung erhöht (9).
Es gibt Beispiele von älteren intellektuell beeinträchtigten Erwachsenen, die weiterhin dieselben Medikamente verwenden, mit denen sie als Kinder oder Jugendliche begonnen hatten. Da sich der Körper mit zunehmendem Alter verändert, verlangsamt sich die Umwandlung des Medikaments in den inneren Organen und das Risiko einer Überdosierung und Vergiftung wird größer.
Diagnosen, die andere Anzeichen von Gesundheitsproblemen überschatten / dominieren, sind:
- Verhalten oder herausforderndes Verhalten wird als psychische Erkrankung interpretiert und nicht als Ausdruck von körperlichen Beschwerden.
- Medikamente für psychische Störungen können körperliche Beschwerden verschleiern.
- Demenz macht es schwierig, andere Krankheitszeichen zu entdecken.
- Kommunikationsprobleme.
- Gleichgültigkeit / Diskriminierung: Negative Einstellungen unter den Mitarbeitern in den Gesundheitsberufen, mangelnde Erfahrung und Kooperation.
- Dienstleister / Familienmitglieder, die nicht über ausreichende Kompetenzen verfügen, um Krankheitssignale erkennen zu können.
- Fehlende systematische Testverfahren.
- Keine zeitnahmen Arztkonsultationen.
Regelmäßige Gesundheitschecks für intellektuell beeinträchtigte Menschen befördern die Entdeckung bisher nicht erkannter Krankheiten, die von schweren Erkrankungen wie Krebs, Herzkrankheiten und Demenz bis hin zu Erkrankungen wie Schwerhörigkeit und Sehstörungen reichen können.
Der Anteil an unentdeckten Gehör- und Sehstörungen ist selbst bei Personen mit leichten und mittleren Intelligenzminderungen besonders groß. Umkehrbare Veränderungen der Hörfunktion werden von Mitarbeitern / Familien, die in direktem Kontakt mit der Person stehen, oft vernachlässigt. Für viele, aber sicherlich nicht für alle, ist die Entfernung von Ohrenschmalz eine Lösung ihres Problems.
Regelmäßige Gesundheitskontrolle ist eine vorbeugende Maßnahme, da Symptome und Befunde behandelt werden können, bevor sie zu dauerhaften Gesundheitsschäden und Funktionsverlust führen. Sie bietet die Möglichkeit einer kontinuierlichen gesundheitlichen Begleitung für jeden und damit die Chance einer frühzeitigen Prävention, Diagnose und Intervention bei gesundheitsgefährdenden Entwicklungen.
Präventive Gesundheitsfürsorge ist wichtig und kann den Einzelnen vor unnötigem Leiden und die Gesellschaft vor unnötigen Ausgaben bewahren. Eine gründliche Erstbefragung bietet eine gute Grundlage, um Veränderungen bemerken und Behandlungsmaßnahmen einleiten zu können. Eine erstmalige medizinische Generaluntersuchung sollte vor dem 40. Lebensjahr beginnen und regelmäßig wiederholt werden, damit ein individuelles Profil entwickelt werden kann.
Die Aussagen zur Einschätzung der Gesundheit von Menschen mit intellektuellen Einschränkungen fußen hauptsächlich auf Berichten von nahe stehenden Personen. Es gibt aber bereits etliche intelligenzgeminderte Personen, die ihre Maßnahmen zur Gesundheitsförderung selbst in die Hand genommen haben und aktiv mitwirken.
Nachfolgend zwei Links zu Videos, die intellektuell beeinträchtigte Erwachsene zeigen, die wichtige Gesundheitschecks in Anspruch nehmen:
Health Check Resources for Adults with Learning Disability (20):
A guide to your LD health check - for adults with learning disabilities (21):